Meine RS Charas

Liam Etienne

Liam Etienne



Name: 
Liam Etienne Leblanc
Rufname: Liam
Alter: 25
Geburtstag: 3. Mai
Sternzeichen: Stier
Herkunft: Sherbrooke, Quebec, Canada
Größe: 1,89m
Haarfarbe: Dunkelbraun
Augenfarbe: Braun




"Wenn du eine Feenprinzessin bist, dann bin ich ein Feenprinz“
Kugelrund waren die Augen des kleinen Mädchens. Skeptisch kräuselte sich ihre Stupsnase. Ihre leicht gespitzten Lippen trennten sich als ein Lächeln, plötzlich amüsiert über die Vorstellung ihres großen Bruders als Feenprinz.
„Neeeiiiin“ korrigierte sie ihn, als habe er ihr gerade den abwegigsten Vorschlag angeboten, den sie je gehört hatte. Leises Kichern ließ ihre Stimme dabei erzittern.

„Wie ‚nein’?“ Der Ältere klang beleidigt, war sich im Klaren, dass das Bewusstsein seiner vierjährigen Schwester noch nicht ausreichte, um sein schauspielerisches Talent dahinter zu verstehen oder überhaupt zu erkennen.
„Du kannst keine Feenprinzessin sein“ klärte sie ihn auf und zierte sich nicht, ihn mit ihrem kurzen, nackten Zeigefinger zu belehren.
„Wieso das denn nicht?“
Keine Sekunde musste sie über ihre Antwort nachdenken. „Du bist zu groß“
Damit musste er sich geschlagen geben. Ihm fiel kein Argument mehr ein, das den Sturkopf seiner kleinen Schwester umgestimmt hätte.
Na gut. Dann war er eben kein Feenprinz.
„Was bin ich dann?“ Auf diese Antwort war er gespannt. Diesmal musste er sich aber erdulden. Denn Abby ließ sich Zeit, um ihre Fantasie zu entfalten. Nachdenklich legte sie den Finger an die Lippen, stieß hier und da ein paar Laute des Grübelns aus und kam dann auf die wohl offensichtlichste Antwort. „Du bist ein Pirat“
Davon war Liam sofort begeistert. „Ein Pirat? Oh, das gefällt mir!“ Er grinste über beide Ohren. „Was für ein Pirat?“ Bin ich gut oder böse? Wie sieht mein Schiff aus?“ Ganz hibbelig geworden, war er mit 21 Jahren unterschied plötzlich der Jüngere von den Beiden, saß aufrecht auf dem Sessel neben dem Kinderbett und wartete auf die bunten Fantasien, die Abby und ihn wach halten würden bis ihre Mutter energisch an der Tür klopfen würde.



Niemals zuvor hatte sie eines ihrer Kinder geschlagen. Niemals überhaupt einen Grund dazu gehabt. Und jetzt hatte sie das Gefühl, die Ohrfeige brannte genauso taub in ihrer Handfläche wie auf der Wange ihres ältesten Sohnes. Sie erkannte sich selbst in der vor Schock erstarrten Mimik des Jungen, wusste, dass ihre Augen genauso geweitet waren, die Lippen ebenso um wenige Zentimeter geöffnet und jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen. Grund für ihr jetziges Zögern auch die einschlagende Erkenntnis, wie ähnlich er seinem Vater sah.
„Hast du vollkommen den Verstand verloren?!“ Ihre eigenen Worte hallten schrill in ihren Ohren wider, klangen befremdlich, als kämen sie gar nicht aus ihrem eigenen Mund.
Liam trat einen Schritt auf sie zu, die anfängliche Irritation durch die Ohrfeige war verflogen, als er das Beben in der der Stimme seiner Mutter hörte und ihre bereits geröteten Augen feucht glänzten. Ganz sanft streckte er seine Arme nach ihr aus, zog sie an den Schultern in eine Umarmung.
Sie stieß ihn von sich, nur halb so energisch wie beabsichtigt und schüttelte heftig den Kopf. „Nein, Liam. Komm mir jetzt nicht so“ Die Worte fielen ihr schwer. Wann war ihr kleiner Junge zu einem Mann geworden? Wann hatten sich die schmalen Schultern eines halbwüchsigen in das breite Kreuz eines Mannes verwandelt. Wann war er zu der Stütze geworden, die ihr Leben noch zusammenhielt? Wie hatte er den Tod seines Vaters überwunden und war selbst in die Vaterrolle dieser Familie gerutscht?
"Du musst dich beruhigen“ Seine Stimme hielt er gesenkt, legte sich den Zeigefinger auf die Lippen, um seine Worte zu verdeutlichen. „Sonst wacht Abby auf“
Abby…Er hatte ja recht. Aber wie konnte sie ruhig bleiben, wenn er sie so rücksichtslos hintergangen hatte? „Ich hab mir den ganzen Tag lang Sorgen gemacht!“ beschuldigte sie ihn weiterhin. Das Zittern in ihrer Stimme hatte sich mittlerweile auf ihren ganzen Körper übertragen.
„Ich weiß…“ räumte er ein, konnte sich aber nicht dazu durchringen, tatsächlich Reue zu zeigen. Dazu war er zu stolz. Er hatte nichts falsch gemacht. Er hatte keinen Fehler begangen. Er sah keinen Grund darin, sich zu entschuldigen.
„Seit sie Reden kann haben wir ihr versprochen, sie mit ans Meer zu nehmen. Wir haben ihr von Meerjungfrauen und freundlichen Seeungeheuern erzählt. Aber nie hat jemand auch nur den kleinen Finger gerührt, ihren einzigen Traum wahr zu machen“
„Du weißt ganz genau, wieso!“
Liam rollte mit den Augen, warf die Hände verzweifelt in die Luft und wusste ganz offensichtlich gar nicht mehr, wohin mit seiner Wut über den immer gleichen Kampf, den er schon seit Jahren mit seiner Mutter austragen musste. „Wir können ihr unseren Verlust nicht auch noch aufdrängen, Mom. Ich vermisse ihn genauso sehr wie du…aber Abby…Abby erinnert sich überhaupt nicht an ihn. Und trotzdem muss sie unter etwas leiden, das sie gar nicht versteht. Das können wir ihr nicht weiter antun“ Er schüttelte langsam den Kopf. Vielleicht stimmte es. Vielleicht versteckte er sich und die eigenen Gefühle manchmal hinter der Sorge um seine Schwester. Vielleicht war er stärker, wenn er es für jemand anderen war.
„Sie ist krank, Liam. Du kannst sie nicht einfach ohne ein Wort zu sagen verschwinden, um sie für einen Tag mit ans Meer zu nehmen. So weit weg von den Geräten und Medikamenten, die ihr das Leben retten könnten. Ich hab mir solche Sorgen gemacht…“
„Und wenn wir gar nicht aufs Schiff kommen? Dann ist sowieso alles egal“ Da war es. Das Tabuthema. Niemand sprach darüber. Niemand wollte daran erinnert werden, dass der Rest ihres Lebens vielleicht an einem Stück Papier hing. Aber für Abby würde die Rettung auf das Raumschiff nicht auch gleich die Rettung ihres Lebens bedeuten. Und das gab seine Mutter ihm eindeutig mit einem stummen Blick zu verstehen.
Erst jetzt blieb auch ihm der Atem im Hals stecken. Verankerte sich dort als unförmiger Klumpen, der einfach nicht so richtig in seine Lunge rutschen wollte. Die Brust tat ihm weh, zugeschnürt, wie er es sonst nur als Beschreibung aus Romanen kannte.
„Sie darf nicht mit“ Die Worte seiner Mutter nur mehr ein Flüstern, schwer von Tränen und Schluchzen.
„Was?!“
„Sie haben heute angerufen. Abby darf nicht mit. Ihr Herz…ist zu schwach. Sie ist der Belastung nicht gewachsen“
„Das ist nicht wahr!“ Er trat einen heftigen Schritt zurück, als wäre seine Mutter der Dämon, der für diese schrecklichen Nachrichten verantwortlich war. „Jeder hat die Chance, zumindest ein Los zu ziehen. Das haben sie versprochen!“ Er schloss die Augen, ballte seine Hände zu Fäusten und entlud seine Anspannung mit einem erstickten Laut, der in jedem anderen Fall vielleicht als ein Schrei der Verzweiflung durch Mark und Bein gegangen war, jetzt aber aus Rücksicht für seine schlafende Schwester unterdrückt wurde. „Es geht ihr doch gut! Du hättest sie sehen sollen…sie war so glücklich, das Meer sehen zu können…so zufrieden. Sie ist so viel stärker als ihr alle glaubt“ Er belog sich selbst. Weil er seine Mutter mit seinem Optimismus nicht täuschen konnte.
„Aber sie haben Recht, Liam. Wenn sie ein Los zieht und die Belastung zu hoch für sie wird…dann musste ein anderer Mensch umsonst zurückbleiben…umsonst sterben. Vielleicht jemand anderes Tochter…oder kleine Schwester. Möchtest du das?“
Er blieb stumm. Sie hätte die Wahrheit nicht hören wollen. Gegen nichts in der Welt hätte er seine kleine Schwester eingetauscht. Sollten die anderen Familien doch sehen, wo sie blieben. Am Ende hatten sie alle die gleichen Sorgen und es war nicht die Zeit für Rücksicht. Wenn man überleben wollte, war jetzt das genaue Gegenteil angebracht. Aber das sprach er nicht aus.
Er würde einen Weg finden, seiner Schwester zumindest die gleiche Chance zu geben wie allen Anderen. Aber auch das musste er vorerst vor seiner Mutter geheim halten.

Wortlos verließ er den Raum, gesellte sich wie so oft für diese Nacht in das schmale Kinderbett und würde zum Rhythmus des immer schwächeren Herzschlages seiner Schwester in einen unruhigen Schlaf fallen.



Die Bestätigung von drei verschiedenen Ärzten hatte er gebraucht. Unzählige Male hatte er seinen Charme spielen lassen müssen. Unzählige Male seine Gefühle mit allen Registern vor diesen fremden Göttern in Weiß auskotzen müssen bis sie ihm mit gut gemeinten Warnungen endlich den Wisch unterschrieben, der Abby zumindest die Chance auf eine Zukunft geben würde. Auf dem Papier war sie jetzt angeblich gesund genug für die Reise. In Wirklichkeit aber nur optimistische Spekulation. Daran hatten ihn die Ärzte immer wieder erinnern müssen, aber er hatte sich nicht beirren lassen, war immer weiter gezogen bis er sich das Mitgefühl des Einen oder Anderen erschlichen hatte.   

Und jetzt standen sie hier. Mit einem Arm hielt er das zerbrechliche kleine Mädchen an seiner Brust, mit dem Anderen hielt er die Hand seiner Mutter. Sie hatte erst gestern von seinem erfolgreichen Unternehmen erfahren und war bei aller Liebe nicht mehr in der Lage gewesen, ihm eine Moralpredigt zu halten. Dass er nicht das Leben eines anderen Menschen riskieren konnte. Wie konnte sie ihm böse sein, wenn ihr vielleicht keine 24 Stunden mehr mit ihrem Sohn gegönnt waren?
„Was machen wir?“ fragte Abby plötzlich. Die dunklen Augen sahen sich aufmerksam um, aber eine solche Menschenansammlung hatte sie noch nie gesehen.
„Weißt du noch, wie ich dir von den Piraten erzählt habe?“ flüsterte Liam ihr zu und sie nickte ganz aufgeregt. „Das hier ist so ähnlich“ Obwohl sie sich keinen Reim auf seine Worte machen konnte, war sie noch immer begeistert von diesen vermeintlichen Piraten. „Gleich darfst du ein Los ziehen…wie auf dem Rummel, das kennst du doch“ Er lächelte, hoffte, dass Abby den Wehmut darin nicht sehen konnte. „Und wenn wir ein richtiges Los ziehen, dann dürfen wir vielleicht zu den Piraten aufs Schiff“ Jetzt quietschte sie fast vor Aufregung.
„Wirklich?!“
Liam nickte stumm, ließ sich nicht anmerken, wie das Gewicht an seinem eigenen Herzen zerrte. „Und wenn ich nicht das richtige Los ziehe?“
„Dann kaufen Mama und ich dir Eiscreme“
Beide Varianten schienen nichts als Glück und Freude für Abby zu bedeuten und ihre kindliche Arglosigkeit war plötzlich der einzige Anker, der ihn und seine Mutter vor dem Zusammenbruch bewahrte.
Liam ließ seine Schwester zuerst ziehen. Dann seine Mutter. Als letztes er selbst. Sie öffneten die Lose gleichzeitig.
Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte bis er sie jetzt mit einem Mal erleichtert ausstieß. Er war sicher.
Abby zeigte ihm ihr Los. „Was bedeutet das?“ fragte sie neugierig und sein Herz machte einen Sprung. „Das bedeutet, dass wir zwei jetzt Piraten sind“ Er drückte sie fest an seine Brust, aber das kleine Mädchen verstand nicht, wieso seine Stimme so brüchig klang. Wieso ihre Mutter plötzlich zusammenbrach. Wieso die Soldaten auf sie zugestürmt kamen, als ihre Mutter sich an Liam klammerte. Wieso ihre Wangen feucht und heiß von Tränen waren, als sie ihrer Tochter und ihrem Sohn einen Kuss gab. Wieso ihr Schluchzen noch lange nachhallte, als die Soldaten sie schon längst abgeführt hatten. Wieso ihr Bruder nicht lächelte, keine lustigen Grimassen schnitt wie er es sonst tat.
„Wo geht Mama hin?“
„Mama kauft uns Eiscreme“
„Oh…“ Dass seine Worte nicht zu der Szene passten, die sie gerade erlebt hatte, war ihr irgendwie bewusst, aber ihr Verstand war nicht weit genug entwickelt, um tatsächlich an ihnen zu zweifeln. „Schokoladeneis?“
„Wenn du das möchtest“




Name: Abigail Brielle Leblanc
Rufname: Abby
Alter: 4
Geburtstag: 26. Juli
Sternzeichen: Löwe
Herkunft: Sherbrooke, Quebec, Canada
Größe: 98cm
Haarfarbe: Dunkelbraun
Augenfarbe: Braun