Meine RS Charas

Jessie Niles

Jessie Niles



Name:
Jessie Niles Sanders
Alter: 16

"You got a fast car
I want a ticket to anywhere
Maybe we can make a deal
Maybe together we get somewhere"

Aussehen:
"Sind die echt oder gefärbt?"
der junge Mann mir gegenüber blinzelt ein paar Mal. Ich glaube, ich habe ihn aus einem sehr tiefen Tagtraum geweckt und er tut mir beinahe leid. Ein bisschen empört scheint er zu sein. Gleichzeitig enttäuscht, dass sein Traum zu ende ist und er sich der Realität stellen muss. Seltsam, dass ich all das in diesen wässrigen grünen Augen ablesen kann.
Als er seine Gedanken endlich geordnet hat, scheint er mich nun endlich zu sehen. Dabei hatte er schon die ganze Zeit in meine Richtung gestarrt. Doch dieser glasige Blick hatte nicht mich gesehen. Ich glaube, er hatte etwas gesehen und gespürt, was außerhalb meiner Sinne lag.
"Deine Haare...sind die echt oder gefärbt?" versuche ich es ein zweites Mal. Und ich komme mir dabei noch idiotischer vor, als zuvor schon. Sicher hört er diese Frage jeden Tag. Kein Wunder. Sein Haar hat mich von Anfang an faszniniert.
Wasserstoffblond, ja, fast weiß. Insgesamt ist er ein blasser Typ. Blasse Haare, blasse Haut, ein gelangweilter Ausdruck. Eigentlich müsste er in der Masse verschwinden. Das Gegenteil ist der Fall. Er sticht heraus wie ein bunter Hund.
Nur ein sehr zartes, zerbrechliches Lächeln stiehlt sich auf seine ausgesprochen roten Lippen. Einen schönen Mund hat er. Ich stelle mir ein breites Lächeln auf diesen vollen Lippen vor, doch es will mir nicht gelingen. Es scheint mir irgendwie fehl am Platz. Fast zucke ich zusammen, als mir der Junge endlich antwortet. Dabei ist seine Stimme genauso zart und schmal wie alles an ihm. "Sie sind echt" Für einen kurzen Moment denke ich, er flüstert. Dann fällt mir auf, dass das seine normale Lautstärke ist.
"Wie heißt du?" frage ich ihn ganz frei heraus und wieder blinzelt er mich für einen Moment an.
"Jessie" gibt er kurz zurück und reicht mir höflich seine Hand. Ich nehme dieses Angebot lächelnd an, wundere mich über diese feingliedrigen Finger und die etwas unterkühlte Haut.
Sofort weiß ich, dies sind die Hände eines Klavierspielers.
Mir fällt auf, dass selbst seine Nase schmal ist. Dieses Merkmal zieht sich über seinen ganzen Körper. Mich würde es nicht wundern, wenn man ihn gerne mit einem Mädchen verwechselt. Zu schmale Schultern hat er, zu wenig Muskeln, um ihn als männlich zu bezeichnen.
Trotzdem weiß ich, dass er mir als ein attraktiver Junge in Gedanken bleiben wird.



"Anyplace is better
Starting from zero got nothing to lose
Maybe we'll make something
But me myself I got nothing to prove"

Charakter:
Eine leise Klaviermelodie, die in ihrer Schönheit anmutig durch den Raum gleitete und ihn gänzlich erfüllte. Flinke, schmale Finger, die über die Tasten flogen und sie mal leise, mal laut, jedoch jedes Mal wunderschön, anstießen. Ein weißblonder Haarschopf, der sich im Takt der Musik mit dem gesamten Körper des spielenden Jungen bewegte.
Um ihn herum Wände voller Bilder. Selbstgemalte Bilder, deren Stimmung er seine Musik anpasste. 
Dann urplötzlich ein Krach. Die Melodie verstummte, der Junge sah auf. Seine blassgrünen Augen zunächst weit aufgerissen, vor Schreck, dann leicht verengt, als er realisierte, wo er war.
Eine Aufseherin stand völlig aufgelöst in der Tür. Ein paar Strähnen hatten sich aus ihrem strengen Dutt gelöst und fielen ihr nun in das runde Gesicht, auf dem sich ein paar rote Flecken gebildet hatten.
"Jessie!" Sie schrie so laut, dass sich ihre Stimme beinahe überschlug und der angesprochene Junge auf seinem Klavierhocker zusammenfuhr.
Er blieb jedoch stumm und ausdruckslos. Auch, als die Aufseherin fahrig nach seinem Handgelenk schnappte, es grob ergriff und ihn vom Hocker aus dem Raum zog, ließ er dies breitwillig geschehen.
"Dein Zeichenkurs hat schon lange angefangen" kläffte sie ihn schrill an.
In diesem Moment riss Jessie sich von ihr los und funkelte sie an. Tränen hatten sich bereits in seinen Augenwinkeln gebildet und verliehen seinen Augen einen feuchten Glanz.
"Ich will aber nicht zeichnen!" schrie er sie mit seinem hohen Stimmchen an. Er war gerade 10 Jahre alt geworden. Er schnappte für weniger als eine Sekunde nach Luf. "Ich will hier raus!" Erneut holte er tief Luft. Nur, um seine Widerworte mit einem einfachen lauten Kreischen zu untermalen.
Der Schrei verstummte, als die Aufseherin mit der flachen Hand ausholte und dem Jungen eine Ohrfeige verpasste.
Seine vollen Lippen waren beinahe verschwunden, als er sie fest zusammenpresste. Tränen waren ihm über die Wangen gelaufen. Doch anstelle weiter zu schreien, wie es die meisten Kinder wohl getan hatten, richtete sich sein Blick gen Boden und verweilte dort reumütig.

"Ich habe nie ein Kind geschlagen...ich wusste ja, wie schlecht es ihnen später noch ergehen würde! ... naja ... außer diesen Einen. Jessie. Gott, er hat mir einfach den letzten Nerv geraubt. Dabei war er eigentlich ein eher ruhiger Junge. Immer höflich, wenn es nötig war. Negativ aufgefallen ist er nur, wenn man mit ihm alleine war. Gerne haben wir Aufseher seine kurzen Tobsuchtanfälle seine "5 Minuten" genannt. Viel länger waren sie meist auch nicht.
Und wenn es nur dabei geblieben wäre! Aber Jessie hatte auch dieses unglaubliche Talent, unauffällig zu verschwinden. Eben weil er so ruhig war. Oft war er einfach irgendwann verschwunden. Niemand hatte eine Ahnung, wo er war, aber letztendlich fand man ihn dann entweder irgendwo auf dem Gelände des Internats oder im Klavierzimmer.
Er wollte von Anfang an weg. Und das habe ich ihm übel genommen. Ich weiß nicht, wieso. Aber bis dato hatte er doch noch keine Ahnung, wieso er überhaupt auf der Welt war. Natürlich war mir klar, dass sein Drang nach Freiheit mit den Jahren nur noch stärker werden würde...und ganz ehrlich: Ich wollte nicht diejenige sein, die ihm sagt, was hier vor sich ging...
"
(Mrs. Teeger, Aufseherin im Internat)

"
You got a fast car
And I got a plan to get us out of here
[...]
We won't have to drive too far
Just 'cross the border and into the city
You and I can both get jobs
And finally see what it means to be living"


"Selten wurden Kinder des Internats zu mir geschickt. Jessie war einer von ihnen. Er sprach nur sehr wenig mit mir. Ein paar Mal durfte ich Zeuge seiner "5 Minuten" werden. Gleichzeitig war mir aber auch die große Ehre zuteil, ihn Klavierspielen zu hören. Er war schon im jungen Alter äußerst talentiert. Natürlich kann er auch gut zeichnen und malen wie die anderen Kinder, aber das Klavier hatte sein Leben schon immer erfüllt.
 Diese beiden Phänomäne miteinander verbunden, ergaben schließlich den Grund für seine "5 Minuten". So viel Talent, so viel Intelligenz...er brauchte ein Ventil."
(Dr. Hamilton, Psychologe)



"You got a fast car
But is it fast enough so we can fly away?
We gotta make a decision
We leave tonight or we live and die this way"

(All Lyrics: Fast car - Tracy Chapman)