Meine RS Charas

Dicey Donatien

Dicey Donatien



Name: 
Dicey Donatien Poncelet
Alter: 23
Geburtstag: 15. Mai
Herkunft: Sitka, Alaska, U.S.

"But this kid's not alright
I'm scared I may derail

You can follow them to hell"
(Thiskidsnotalright - AWOLNATION)


Rasse: Werwolf
Größe: 1,82
Haarfarbe: Straßenköterblond
Augenfarbe: Hellblau
Pack: Noch kein Pack




"You look like an angel,
talk like an angel,
walk like an angel,
but I got wise...
You're the devil in disguise"
(Devil In Disguise - Elvis Presley)


Das schwache Summen des kleinen Lebewesens weckte ihn aus seinem Tagtraum. Benommen lag es auf der hellen Tischplatte, erschlagen von dem ersten Frost des Spätherbstes und den endlosen Versuchen, durch die geschlossene Fensterscheibe zu entkommen.
Neugierig lehnte Dicey sich mit dem halben Oberkörper über den Tisch, um einen genaueren Blick auf das Insekt zu werfen. Ein Gedanke schien sich in seinem Kopf zu formen, je länger er das Tier betrachtete. Eindeutiges Zeichen dafür die Stirnfalten auf dem ansonsten so makellosen Gesicht des blonden Jungen.
Mit dem Lineal aus seiner Federmappe schob er die Fliege näher zu sich. Nacheinander zog er auch Zirkel, Schere und zwei gut gespitzte Bleistifte aus der Mappe und ordnete sie sorgfältig wie die Instrumente eines Chirurgen neben seinem auserkorenen Patienten an und trommelte mehrmals mit den Fingerkuppen auf die Tischplatte, bevor er als erstes nach dem Zirkel griff.
Mit der Spitze des Zirkels hob er einen Flügel des Insektes an und fixierte das mittlerweile reglose Tier dabei gleichzeitig auf dem Tisch und riss den Flügel erst zaghaft, dann mit roher Gewalt aus.
Zum ersten Mal bewegte sich die Fliege, schlug hilflos mit dem einen Flügel, der ihr noch übrig geblieben war und drehte sich dadurch nur ziellos im Kreis bis Dicey sie mit dem Zirkel etwas fester auf die Platte drückte. Seine Augenbrauen zogen sich konzentriert zusammen. Jetzt war Fingerspitzengefühl gefragt. Mit der Schere trennte er wahllos drei Beine vom Körper des Insektes und beobachtete dabei, wie es unruhig unter dem Druck des Zirkels zappelte, das Summen leicht verzerrt, wenn man genauer hinhörte.
Das kleine Tier war nicht in der Lage, einen deutlicheren Hilfeschrei auszustoßen, aber nichts dergleichen kam tatsächlich bei Dicey an.
Eiskalt studierten die hellblauen Augen sein Forschungsobjekt, die feminin geschwungenen Lippen fest geschlossen und nur schwache Einrisse in Form von Denkfalten auf der Porzellanhaut.
Im nächsten Moment ließ ihn die Pausenklingel zusammenzucken, sodass ihm der Zirkel in der entscheidenden Sekunde entglitt und er das Tier unabsichtlich aufspießte und ihm damit vielleicht den größten Gefallen tat, den er ihm noch schuldig war.
Plötzlich angewidert von dem grünbraunen Sekret, das seinen Zirkel und die weiße Tischplatte beschmutzte, schnippte er die Fliege vom Tisch und wartete unschuldig auf die Rückkehr seiner Mitschüler.




"Maybe I'm a different breed
Maybe I'm not listening
So blame it on my ADD, baby"
(Sail - AWOLNATION
)

„Warum sitzt du immer nur auf der Bank?“
Die Worte des Mädchens wurden von ihrer schwungvollen Bewegung und dem dadurch erzeugten Windzug beinahe verschluckt, weil sie ausgesprochen wurden, während sie noch im Prozess war, sich zu dem blonden Jungen zu setzen.
Mit einer Hand hielt sie ein Ozeanblaues Kühlkissen gegen ihr Knie – der Grund, weshalb sie aus dem Spiel hatte aussteigen müssen. Sie lehnte sich etwas nach vorne, als helfe ihr die veränderte Position mit den Schmerzen, und musterte Dicey von unten.
Im ersten Moment zogen sich sämtliche seiner Gesichtszüge zusammen und vermochten es doch nicht, das ebenmäßige Gesicht zu verunstalten. Dann lächelte er knapp und einstudiert. „Ich bin nur Ersatzspieler“ erklärte er, ohne ihr einen weiteren Blick zuzuwerfen. Das Spiel nahm den Großteil seiner Konzentration ein und das Mädchen fragte sich, wieso er sich so sehr für einen Sport interessierte, wenn er offensichtlich absolut kein Bedürfnis hatte, selbst daran teilzunehmen.
„Nein…“ Sie schüttelte den Kopf, stieß dabei ein Geräusch von sich, das wie die Mischung aus einem Schnauben und unterdrückten Lachen klang. „…Nein, das bist du nicht“ wiederholte sie und Dicey schien kaum überrascht. „Ich hab dich beobachtet. Selbst wenn der letzte Spieler zu Boden geht, würde der Coach lieber unsere Niederlage erklären, als dich ins Spiel zu pfeifen. Und ich frage mich, wieso“
Dicey zuckte mit den Schultern. Widerwillig schaffte er es, den Blick von dem Spiel zu reißen, um sie diesmal direkt anzusehen. Die Intensität seiner blauen Augen ließ sie komplett verstummen. „Vielleicht frage ich mich das ja auch“ Er fuhr sich durch die dunkelblonden Haare, die dadurch selbst ohne Gel eine völlig neue Formation annahmen.
Ein wissendes Lächeln zierte seine vollen Lippen und dem Mädchen schoss ein ganz unvermittelter Gedanke durch den Kopf. Seine Mutter muss eine wahnsinnig hübsche Frau gewesen sein.
Obwohl sie ihm nichts davon glaubte, lachte sie nichtsdestotrotz. „Touché“ räumte sie ein. „Ich bin…“
„Emma“ unterbrach Dicey sie. „Dein Name ist Emma“ Längst gehörte seine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel. Aus dem Augenwinkel konnte er trotzdem mit unpassender Zufriedenheit beobachten, wie sie versuchte, ihre Überraschung zu verbergen.
Verlegen steckte sie sich eine lose Haarsträhne zurück hinter die Ohren und biss sich auf die Unterlippe. Dicey versuchte, all diese Anzeichen zu ignorieren und ihr mit ehrlicher Arglosigkeit zu begegnen. Aber nichts an seiner Mimik war jemals ehrlich.
„Tut mir Leid, ich dachte, weil du immer nur da sitzt und…“ Ohne wirklich zu wissen, wohin dieser Satz sie jemals führen sollte, brach sie ihn ab und seufzte noch immer verlegen.
Er sagte ihr nicht, dass er nicht nur ihren Namen kannte. Er wusste auch, wo sie wohnte, war über ihre Familienverhältnisse im Bilde und konnte an nur an einer Hand abzählen, mit wem sie ihre Tage während und außerhalb der Schulzeit verbrachte. So wie er es über alle seine Mitschüler wusste. Mit stummer Leidenschaft sammelte er Informationen wie andere Menschen Münzen und Briefmarken, speicherte sie im Gedächtnis ab. Direkt zwischen Matheformeln und Reaktionsgleichungen. Weil er Naturwissenschaften liebte. Und so wie zwei Chemikalien reagierten, wenn sie aufeinander trafen, so veränderten sich auch Menschen, wenn sie mit anderen äußeren Umständen konfrontiert wurden. Ein System, das sich nur mit theoretischem Wissen nicht erklären ließ.
„Nichts sage? Weil ich immer nur da sitze und nichts sage?“
Emma hatte eindeutig nicht mehr mit einer Antwort gerechnet. Ihrer lockeren Körperhaltung nach zu urteilen, war sie bereits wieder auf dem Sprung, wollte der Verletzung nicht mehr nachgeben und das Spiel vielleicht doch noch zum Positiven für die eigene Mannschaft wenden.
Überrascht wandte sie ihm den Kopf zu. So ruckartig, dass ihre Haare einen kleinen Hüpfer machten und ihr unordentlich ins Gesicht fielen. „Genau…“ gab sie schuldbewusst zu und ihr Misstrauen schlug augenblicklich in Sympathie und Mitleid um, als sich Dicey’s Augen weiteten und er ihr die Art von Hundeblick schenkte, die er stundenlang vor dem Spiegel geübt hatte. Plötzlich wirkten die eisblauen Augen groß und rund. Das Eis zerbrach und offenbarte den kühlenden Swimmingpool an einem heißen Sommertag, den ungetrübten, wolkenlosen Himmel. Passende dazu die sonnenblonden Haare.
„Vielleicht kannst du ja morgen mit den Anderen und mir in der Pause Mittag essen“ schlug sie vor und schien selbst überrascht über ihre großzügige Einladung. „…nur wenn du möchtest, natürlich“
Dicey nickte abwesend, beobachtete wieder das Spiel, weil sich jemand verletzt zu haben schien und lächelte über das Leid des Verletzten, während Emma seine Freude auf ihr Angebot bezog und lehnte sich zufrieden zurück.




"This city looks so pretty
Do you wanna burn it with me?"
(City - Hollywood Undead)


Justin hat heimlich Danielas Kaugummis geklaut, als sie die Pause auf dem Flur mit ihren Freundinnen verbracht hat. Das hat er schon die letzten drei Tage lang getan. Er hat sichergestellt, dass ihn niemand dabei beobachtet und Dicey dabei komplett ignoriert.
Colleen ist in Greg verliebt. Aber manchmal – wenn niemand hinschaut, außer Dicey, hält Greg mit Philippa Händchen. Dabei ist Philippa Colleens beste Freundin.
Rebecca hat ihre Hausaufgaben vergessen. Sie sagt, dass sie versehentlich Saft darüber gekippt hat. Aber sie lügt. Dicey sieht es ihr an. Sie knetet immer ihre Hände, wenn sie lügt. Mrs. Thompson glaubt ihr. Curtis glaubt sie nicht. Obwohl er die Wahrheit sagt.
Oliver denkt, dass ihn alle mögen. Dabei nennen sie ihn alle einen Streber und eine Brillenschlange hinter seinem Rücken. Nur Nelly macht nie mit. Nelly mag Oliver. Sie mag ihn mehr als die anderen Jungs in der Klasse. Sie wird immer rot, wenn er sie ansieht und lacht besonders laut über seine Witze. Auch wenn sie gar nicht lustig sind. Kian ist nur mit Oliver befreundet, damit er dessen Hausaufgaben abschreiben kann. Dabei ist er eigentlich eifersüchtig. Kian mag Nelly, aber Nelly findet ihn gemein und albern.
Neulich hat Toby Mrs. Thompson erzählt, dass Georgia ihn geschubst hat. Dabei hat er ihr vorher an den Haaren gezogen. Das hat er Mrs. Thompson nicht erzählt.
Ein Mal hat Sadie Mrs. Thompson ausversehen ‚Mama’ genannt. Seit dem spricht niemand mehr mit ihr. Außerdem ist sie seit dem gemein zu den Anderen. Sie hat Jonie so lange geschlagen bis ihre Nase geblutet hat und ihre Mutter sie abholen musste. Danach war Sadie eine Woche lang nicht mehr in der Schule. In Wirklichkeit ist sie gar nicht gemein. Sie ist nur einsam. Jonie ist viel gemeiner. Aber das interessiert niemanden.
Dicey weiß von all dem. Aber er sagt nichts davon. Und die anderen Kinder vertrauen ihm alles an. Er wird es nicht weitererzählen. Noch nicht. Aber vielleicht kann er auch die kleinste Information irgendwann gebrauchen.
„Dicey. Warst du es?“
Der Blonde sitzt augenblicklich gerade, als er die eindringliche Stimme des Direktors hört. Er will den Kopf schütteln, einfach nichts sagen, überlegt es sich dann aber anders. Für den Direktor hat er eine Sekunde zu lang gezögert. Das muss Dicey noch üben. Seine Lügen müssen schneller kommen. Ein Wimpernschlag kann verräterisch sein. Das hat er bei den Anderen beobachten können.
„Das ganze Klassenzimmer hat gebrannt. Es gab Verletzte.  Jemand hat Mr. Maguires Feuerzeug geklaut und versucht, eine Bombe zu bauen. Deine Noten stehen über dem Durchschnitt und du bist deinen Mitschülern weit voraus. Kein anderer Fünftklässer interessiert sich so sehr für die Naturwissenschaft wie du. Ich hoffe, du weißt, was das bedeutet, junger Mann“ Der strenge Blick und die donnernde Stimme treffen Dicey hart. Er hofft, dass noch niemand seine Eltern benachrichtigt hat. Sein Vater würde ihn schlagen. Und dann würde seine Mutter sich Sorgen machen. Er mag es nicht, wenn sie weint. Dann muss er auch weinen. Das mag er auch nicht.
Selbst jetzt, wenn er an ihre aufgequollenen Augen und roten Wangen denkt, füllen sich seine Augen mit lästigen Tränen.
Er reißt die Augen möglichst weit auf, will den Tränen entgehen und schafft es nicht. Groß und rund sind sie, als er zu dem Direktor aufsieht. Dessen Gesicht wird augenblicklich sanfter.
„Ich war es nicht…“ lügt Dicey, aber er kann sofort erkennen, dass man ihm nicht glaubt. Ohne mit der Wimper zu zucken, fährt er fort. „…alleine. San hat gesagt, ich soll es machen“
Der Direktor verengt die Augen. „San?“
Dicey nickt, die Augenbrauen leicht zusammengezogen, die Augen weit augerissen, die Lippen geschürzt und weiß, dass er gewonnen hat. Der Direktor glaubt ihm. Jeder verzeiht einem hübschen Gesicht. Und er hat das Gesicht eines Engels. Das hat seine Mutter ihm gesagt. Aber das gleiche sagt sie über seinen Vater. Einen gefallenen Engel nennt sie ihn. Aber Dicey weiß, dass das nur die nette Beschreibung für einen Dämon ist.