Meine RS Charas

Alec Diego

Alec Diego



Name: Alec Diego Van Allen
Alter: 21
Geburtstag: 19. November
Sternzeichen: Skorpion
Herkunft: Manhatten, New York, U.S.

"'Cause you gotta look her in the eye
And you gotta love your way of life
'Cause you gotta guilty filthy soul
Don't ya know it's out of your control"
(Guilty Filthy Soul - Awolnation)

Rasse: Werwolf
Größe: 1,89m
Haarfarbe: Schwarz
Augenfarbe: Grün
Pack: Dakabi Pack


Aussehen:

"No man should have all that power
The clock's ticking, I just count the hours
Stop tripping, I'm tripping off the power"
(Power - Kanye West)


Bisher war ich den großen Alphawölfen immer aus dem Weg gegangen. Und als mich die glasklaren, dunkelgrünen Augen meines Gegenübers abschätzend musterten, wusste ich, weshalb.
Die aufrechte Haltung seines ohnehin schon großgewachsenen Körpers, die Art wie sich die sehnigen Muskeln unter seiner hellen Haut spannten, jede wohlüberlegte Gestik und die reservierte Mimik wiesen darauf hin, dass er lauerte, nur darauf wartete, dass ich einen Fehler machte.
Ich konnte mich nur von ihm abwenden, weil er den intensiven Blickkontakt zuerst abbrach. Ich dachte, er würde die Zeit nutzen, um einen schwerwiegenden Kommentar von sich zu geben. Seine Stimme hatte mich so schön an honigfarbenes Sandpapier erinnert. Immerhin hatte ich soeben meine Lebensgeschichte vor ihm ausgebreitet und ihn auf dessen Grundlage angefleht, mich in seinem Pack aufzunehmen.
Stattdessen ließ er mich dabei zusehen, wie er sein eigentlich ausreichend gebügeltes schwarzes Hemd ordentlich glatt strich und sich Fussel, die überhaupt nicht existierten, von der tiefschwarzen Kleidung zupfte. Dass es sich um eine Geste der Nervosität handelte, war ohne Frage auszuschließen. Viel mehr machte es mich wütend, dass er seine Gleichgültigkeit so demonstrativ vor mir ausbreitete. Und plötzlich wäre ich lieber vereinsamt gestorben, als mich einem Pack anzuschließen, dessen Alpha die pure Arroganz und Selbstverliebtheit quasi ausatmete.
Viel zu schwungvoll und energisch schob ich meinen Stuhl zurück, hoffte insgeheim, damit das dunkle Parkett zerkratzt zu haben, weil es so verdammt teuer ausgesehen hatte. Aber Alec blieb seelenruhig sitzen. Ganz bewusste, pure Provokation.
Seine schwarzen Haare warfen Schatten über sein Gesicht, weil er den Kopf kaum anhob, um mich direkt anzusehen. Von seiner penibel gepflegten Kleidung ausgehend, hätte ich gekämmte Haare erwartet. Viel zu wild schlug die schwarze Matte auf seinem Kopf aber Wellen und passte so gar nicht ins Bild. Schulterlang und vorne fast seine Augen verdeckend, waren sie mir persönlich schon einen Tick zu lang.
Seine dichten Augenbrauen kräuselten sich im Einklang mit seiner Stirn, als er sehr langsam den Kopf schüttelte. „Setz dich wieder hin“ befahl er und obwohl ich diesem Mann – was redete ich da überhaupt? Er war definitiv jünger als ich! – absolut nichts schuldete, tat ich genau das. Seine leicht angeraute Stimme hatte jeglichen Zweifel in mir abgeschmirgelt.
Wenn er sprach, kamen seine eigentlich schön geschwungenen Lippen zur Geltung. Die meiste Zeit waren sie jedoch zu einem schmalen Strich zusammengepresst. So wie jetzt auch wieder.
Immerhin kamen die hervortretenden Wangenknochen dadurch erst richtig zum Vorschein und, was ich zuvor noch für Überheblichkeit gehalten hatte, war nun die natürliche Ausstrahlung eines Alphas, der ich mich letztendlich nicht würde entziehen können.
Im Grunde genommen hatte ich mich Alec und seinem Pack bereits in dem Moment verpflichtet, in dem ich diesen Raum betreten hatte.

    





Kleidung:
Man könnte meinen, für einen Werwolf wären teure Klamotten in etwa so sinnvoll wie ein Armani Strampler für ein Neugeborenes.
Nicht aber für diejenigen, die es sich leisten können. Dass Kleider Leute machen, gehörte schon immer zu den vielen Faustregeln, die Alec’s Leben bestimmten und er bleibt mit seinem Stil daher ganz klassisch und Zeitlos: Schwarz.

Teure, maßgeschneiderte Anzüge reihen sich in seinem Kleiderschrank, werden aber immerhin nur dann angezogen, wenn er nicht damit rechnet, seine Wolfsgestalt annehmen zu müssen. Nur, ist das selten tatsächlich vorhersehbar. In allen anderen Fällen gibt er sich auch mal mit dunklen Jeans zufrieden, kombiniert diese dann aber immer noch mit Hemd und Jackett. Auch der tiefste Sommer kann seinem Kleidungsstil nichts anhaben.
Im Winter gibt es dann noch einen langen, schwarzen Mantel obendrauf, der ihm aber so lieb und teuer ist, dass er ihn in jedem Fall vor einer Verwandlung ablegen würde.
Ähnlich ist es mit den klassischen, schwarzen Lederschuhen, die er ebenfalls gewissenhaft ablegt, bevor er sie unweigerlich zerfetzt.
 



 


Charakter:

"Mama, we all go to hell
Mama, we all go to hell
I'm writing this letter and wishing you well
Mama, we all go to hell"

Die erfolgreiche Führung eines Packs von Ausmaßen des Dakabi Packs, ist eine Gabe, die Hand in Hand mit einem Fluch kommt.
Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Wer ein unschuldiges Leben eines Schützlings retten will, muss auch dazu bereit sein, das Leben eines Verräters zu nehmen. Und wenn der Verräter ein Bekannter ist, ist ein Wimpernschlag schon ein Mal zu oft gezögert. Das Talent zur Rücksichtslosigkeit gehört zum Beruf.
Arrogant und Selbstverliebt. Durch und durch eigennützig wirkt nicht nur die Körpersprache des Alphas. Jede noch so kleine Handlung ist genau durchgeplant, auf sein Gegenüber und die Situation abgestimmt. Selten spricht er schneller, als er denkt. Er selbst ist in dem Glauben, dass alles, was er tut, einzig und alleine dem Wohle des Packs dient. Denn er ist das Pack. Ein Alpha ohne Pack ist alles, aber kein Alpha mehr.
Er selbst hat sich die Bürde auferlegt, hat von klein auf nichts mehr gewollt, als das, was schon von Geburt an durch seine Adern floss. Das Blut des Ursprungs der Dakabi Wölfe. Seine Blutlinie stammt von dem damals älteren Bruder, Dakabi, ab und ist seit Jahrhunderten durchgängig die Blutlinie gewesen, die die Alphawölfe hervorgebracht hat. Mit dem Wissen über seine eigene Herkunft, stellt er sich grundsätzlich über Jeden, dem er begegnet, wird sich so lange für etwas Besseres halten, bis das Gegenteil bewiesen wurde und selbst dann ein arges Problem haben, sich die eigene Niederlage einzugestehen. Denn was wäre ein Alpha ohne ein gesundes Selbstbewusstsein?
Seine Ideale sind streng und manchmal schwer nachvollziehbar. Seine Meinung ändert sich nicht und der erste Eindruck ist auch der Letzte. Er verschenkt seinen Respekt so wenig wie der strenge, verhasste Lehrer die Einsen an der Schule. Darum muss gekämpft werden und – oh, wie gerne er den Anderen beim Kämpfen zusieht.
Von Anderen hingegen respektiert zu werden, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Seit er seine ersten wackeligen Schritte getan hat, ging er mit dem Gefühl durch diese Welt, anerkannt und respektiert zu werden. Seine ihm von Geburt an Versprochene Zukunft als Oberhaupt des Wolfpacks immer im Blick und viel früher in greifbarer Nähe, als es hätte sein sollen.
Und wehe dem, der sich seinen Befehlen verweigert und ihm nicht zumindest auf Augenhöhe begegnet. Denn der piekfeine Alpha kann auch ganz anders. So gerne er auch die Fassade des eiskalten, unnahbaren und berechnenden Typen spielt, so schnell kann sie auch wieder zerbröckeln, wenn man alleine durch Worte an den richtigen Rädchen dreht und die richtigen Knöpfchen drückt. Sein Geduldsfaden ist bei Weitem kein Seil, würde wahrscheinlich mühelos durch ein Nadelöhr passen. Dann bleiben die Worte wohlüberlegt, können aber durchaus ausfallend werden. Und wenn Worte alleine nicht mehr ausreichen, müssen Taten folgen. Er hat absolut keine Scheu, seine Qualifikation zum Alpha demonstrativ zur Schau zu stellen, indem er seinem Kontrahenten körperlich beweisen muss, dass er dem Rest der Welt überlegen ist. In seinen eigenen Augen zumindest. Von der eigenen Stärke und der Tatsache, dass er ein relativ großes Exemplar seiner Spezies ist, ist er ohne Zweifel überzeugt. So wie von allem Anderen, was er sagt und tut.
Das macht ihn immerhin zu einer ehrlichen Person. Vielleicht nicht ehrlich zu sich selbst. Aber er zögert nicht, das auszusprechen, was Andere vielleicht verschweigen würden. Verletzte Gefühle? Nichts als Kollateralschäden. Nicht Anders verhält es sich mit den Opfern, die der ewige Krieg mit den Rogues mit sich bringt. Zumindest dann, wenn sie ihm nicht zufällig nah standen, oder letztendlich für das Wohl und Überleben des restlichen Rudels gestorben sind. Irgendjemand stirbt schließlich immer.
Alec hat sich längst mit dem Tod verbündet, sieht ihm furchtlos in die Augen und lacht ihm im seltenen Fall, dass seine Mundwinkel mal gegen die Schwerkraft ankämpfen, ins Gesicht. Er liebt den Tod als Druckmittel, spielt mit der Angst Anderer vor dem Tod, hört sie winselnd um ihr Leben betteln, während sie sich das Gesicht des großen, schwarzen Wolfes einprägen sollen, bevor dessen gebleckte Reißzähne endlich ihren Zweck erfüllen. Der letzte Anblick, den ihre Augen sehen dürfen.
Menschen sind Ungeziefer, Vampire der Feind. Nichts steht über dem Leben eines loyalen Werwolfs seines Packs. Hat man es zu Lebzeiten geschafft, seinen Respekt zu verdienen, würde er eine ganze Armee seiner Wölfe opfern, um auch nur ein einziges Leben zu retten. Auf einzelne Individuen wird nur dann Rücksicht genommen, wenn es egoistische Zwecke erfüllt. Persönlicher Verlust bedeutet Niederlage und Alec verliert ungern. Aber welcher Sterbliche kann schon immer im Sinne des höheren Zweckes handeln?   
Gefühle kann schließlich auch Alec nicht abschalten, so sehr es das Leben auch vereinfachen würde. Unter all dem Geschäftlichen, das in einem weit gefächerten Netz aus Verpflichtungen auf ihm lastet, braucht jeder mal eine Pause. Die gönnt Alec sich selten und genau bedacht, aber es gibt sie. Dann ist er mit eher trockenem Humor unterwegs. Das ungeübte Ohr vermag oft nicht zu unterscheiden, wann er scherzt und, wann er die gnadenlose Wahrheit ausspricht.
Verirren sich seine Mundwinkel dann aber noch mal in die Höhe, ist die Antwort darauf zumindest klar gegeben.
Die Suche nach einer Gefährtin sollte ihm wichtig sein, bedeutet den Wölfinnen, die ihm begegnen aber letztendlich mehr als ihm selbst. Wer wäre nicht gerne dafür bestimmt, an seiner Seite an der Spitze der Nahrungskette zu stehen? Weibchen, die sich ihm nach allen Regeln der Kunst an den Hals schmeißt, ohne dabei zu aufdringlich zu sein, werden auch bekommen, was sie wollen. Nur als persönliches Ventil. Einfach, weil er es kann. Weil jeder gerne angehimmelt wird. Nur, um sie dann am nächsten Tag wieder fallen zu lassen, weil Alec nicht das bekommen hat, was er wollte. Und wenn er wüsste, was das genau wäre, hätte er wahrscheinlich längst aufgehört zu suchen.

"Mama, we're all full of lies
Mama, we're meant for the flies.
And right now, they're building a coffin your size.
Mama, we're all full of lies"


 




Hintergrund:


"Waiting on a blood line
You can find some free time
Look at who you're hating
Now you're celebrating"
(Guilty Filthy Soul - Awolnation)

Als nur der Mittlere von drei Brüdern, stand Alec das Erbe des Alphas nie von Geburt an zu. Sein Vater ist ein Nachkomme Dakabis, der Urvater des Dakabi Packs und somit Teil der dominanten Blutlinie, die alle bisherigen Alphawölfe des Packs hervorbrachten.
Das Geburtsrecht auf die Position des Alphas stand eigentlich seinem älteren Bruder, Carter, zu. Mit der Außnahme, dass sein Vater ausdrücklich bekannt machen konnte, das Erbe stattdessen Alec zuzuteilen. Was er zwar oft andeutete, nie aber öffentlich aussprach.
Die beiden älteren Brüder unterlagen seit jeher einer heftigen Rivalität untereinander, die hauptsächlich darauf beruhte, dass Alec, Carter für unwürdig hielt und Carter, Alec nicht trauen konnte, während Blake, der Jüngste der Drei, immer wieder zwischen die Fronten geriet, grundsätzlich aber mehr an Alec als an Carter hing.
Sobald Alec alt genug war, ein Bewusstsein für seine Rolle in der Familie zu entwickeln und die Verantwortungen, die ein Alpha auf seinen Schultern trug, abschätzen zu können, kritisierte er nicht gerade subtil die Führungsqualitäten seines eigenen Vaters, hielt ihn für zu schwach. Er stand nicht hinter seinen Wehrten, stellte wenig Regeln auf und brach sie oft selbst. Menschlich war er vielleicht beliebt unter den anderen Wölfen, enttäuschte aber in der Organisation und Strukturierung so sehr, dass ihm tatsächlich eine beträchtliche Menge an Wölfen davonlief.
Nur mehr Gründe für Alec, die Leitung des Packs so schnell wie möglich in die eigenen Hände zu nehmen.
Wie es der Zufall so wollte starben seine Eltern tatsächlich früh und Alec musste nur noch die eigenen Brüder aus dem Verkehr ziehen, um sich dann im zarten Alter von 18 Jahren selbst zum Alphawolf eines der größten Wolfsruder der Welt zu ernennen.
"I'm not a criminal
I'm not a villain
Yeah, this is personal
A drive-by killing"
(Traitor - Daughtry)






"Mama, we all go to hell
Mama, we all go to hell
It's really quite pleasent
except for the smell
Mama, we all go to hell"


Das gleichmäßige Ticken der altmodischen Standuhr übertönt den nur leise im Hintergrund laufenden Fernseher. Ein glatt geleckter Nachrichtensprecher erzählt von Politik, Geld und Krieg. Themen, die die einseitige Menschenwelt beeinträchtigen und bestimmen, für uns Werwölfe aber absolut keine Rolle spielen. Auf dieses hohe Ross setzen wir uns zumindest gerne. Trotzdem besteht Alec oft genug darauf, die abendliche Nachrichtensendung einzuschalten. Und sei es nur, um unseren jüngsten Bruder, Blake, davon abzuhalten, den ganzen Abend lang stumpfsinnige Cartoons zu schauen.
Der Ledersessel, auf dem ich sitze, ist vom Fernseher weggedreht, sodass ich meinen Blick nur ab und zu über den flimmernden Bildschirm streifen lasse. Stattdessen beobachte ich Alec und Blake, die zusammen auf dem eleganten Sofa sitzen. Alec sitzt stocksteif da. Sein Rücken berührt die Lehne nicht. Er scheint angespannt, was mich aber wenig bis überhaupt nicht überrascht. Seine Pupillen huschen beiläufig über den Fernseher. Aber ich weiß, dass ihm keine der Schlagzeilen entgeht.
Er wartet. Von der gewalttätigen Natur der heutigen Nachrichten ausgehend wahrscheinlich auf irgendeine Art von ungewöhnlichen Aktivitäten, die sich die Menschen nicht erklären können, für uns aber eindeutige Hinweise auf Pläne und Aufenthaltsorte der Rogues sind. Die Suche nach diesen eigentlich sehr wichtigen Anhaltspunkten, bedeutet Alec viel und ist ebenfalls keine Seltenheit.
Ich kann seine geheuchelte Sorge um das Pack unseres Vaters nicht ausstehen. Denn genau das vergisst Alec viel zu oft: Alpha ist immer noch unser Vater. Und wird es auch noch lange bleiben. Bei drei Brüdern muss Alec sich hinten anstellen. Wenn Werwölfe in Demokratie leben würden, hätte Alec jetzt schon verloren. Denn mit Charme würde mein Bruder niemanden auf seine Seite ziehen.
Abgesehen von Blake. Mein jüngster Bruder hat seine Beine locker auf Alecs Schoß gebettet, während er geduldig darauf wartet, vielleicht doch noch an der Reihe zu sein, über das Fernsehprogramm entscheiden zu dürfen. Alec selbst zupft hin und wieder Fussel von der dunklen Jeans seines Bruders. Eine Angewohnheit, die er sonst nur an seiner eigenen Kleidung auslässt.
Vielleicht würde ich über die brüderliche Geste der Zuneigung schmunzeln müssen, wäre sie für mich nachvollziehbar. Aber wieso Blake ausgerechnet so sehr um die Aufmerksamkeit und Gunst unseres mittleren Bruders buhlt, wird für immer ein Mysterium für mich bleiben. Dabei erlebt er gar nicht so viel Zurückweisung, wie Alecs konstant kalte Schulter es erwarten lässt. Überraschend oft duldet er Blake in seiner Nähe und das wirft genau eine Frage in mir auf: Sehe ich Alec so viel strenger durch den Abgrund der bodenlosen Rivalität, der zwischen uns klafft?
Leise seufzend schließe ich die Augen und werfe meinen Kopf zurück. In genau diesem Moment öffnet jemand die Tür zum Gemeinschaftsraum und ich fühle mich gezwungen, meine eben entspannte Haltung wieder aufzulösen. Im Türrahmen steht Lawrence. Das Schoßhündchen meines Vaters…und Alec. Manchmal glaube ich, Lawrence hat mehr Angst vor Alec als vor unserem Vater.
Der schwächliche Wolf ist Mitte dreißig und trägt eine Brille, was für unsere Spezies äußerst selten ist. Er ist nicht besonders groß, aber intelligent. Und deshalb tief in die Büroarbeiten des großen Familienunternehmens verwickelt. Jetzt steht er nur da, darauf wartend, dass er zum Sprechen aufgefordert wird, während ihm der Schweiß in dicken Perlen auf der Stirn steht.
Ich nicke ihm zu, gebe ihm hiermit die Erlaubnis zu sprechen, aber er bleibt stumm. Sein unsicherer Blick huscht zurück zu Alec. Gerade will ich aufstehen, meine Wut über diese Respektlosigkeit an dem armen Lawrence auslassen, da hat sich Alec bereits erhoben. Mit einer reservierten Geste begleitet er Lawrence aus dem Raum, bevor dieser seine anscheinend sehr wichtigen Nachrichten äußern kann.
Blakes besorgter Blick trifft meinen und plötzlich wird auch mir sehr flau im Magen. Die Sekunden verstreichen in Zeitlupe. Jeder Schlag des Pendels lässt mich steif zusammenzucken.
„Glaubst du, Mom und Dad geht es gut?“ ertönt plötzlich die zarte Stimme meines kleinen Bruders und ich habe Angst, ihm die Frage zu beantworten. Weil auch meine Gedanken sofort ganz automatisch zu meinen Eltern abgeschweift sind. Seit ein paar Tagen schon sind sie unterwegs, um ein paar besorgniserregenden Gerüchten über eine Gruppe von Rogues auf den Grund zu gehen.
Ich schlucke schwer, als die Türklinke klappert und Alec den Raum betritt. Ohne Lawrence. Seine normalerweise auf dem Holzboden klackernden Schuhe gleiten lautlos über das Parkett. Sein Jackett hat er abgelegt, die obersten Knöpfe seines Hemdes bereits geöffnet. Etwas stimmt nicht. Er schleicht sich an. Tatsächlich bemerkt Blake ihn nicht, wartet noch immer mit unschuldig aufgerissenen Augen auf meine Antwort.
Eine Warnung entkommt meinen Lippen nicht mehr. Das Geräusch von zerreißender Kleidung zerschneidet den Raum. In dem Moment, in dem Blake sich umdreht, wirft sich schon der schwere Körper des großen, schwarzen Wolfes auf ihn. Glas zerscheppert laut und binnen nur weniger Sekunden liegt Blake inmitten der Scherben des irreparablen Glastisches zwischen Sofa und noch immer friedlich laufenden Fernseher, wird dabei von den Pfoten seines eigenen Bruders nur tiefer in die scharfen Kannten der tödlichen Glasscherben gedrückt. Blut zerrinnt jetzt schon auf dem Boden, das Wimmern und Schreien meines jüngsten Bruders zerreißt mir das Trommelfell. Schon jetzt fehlt ihm die Kraft, seine Wolfsgestalt anzunehmen. Er hat chancenlos einen Kampf verloren, der erst gar nicht richtig angefangen hatte.
Reflexartig habe ich mich schon längst in einen Wolf verwandelt und stürze mich hemmungslos knurrend auf Alec. In diesem Moment haben sich dessen Reißzähne bereits in das schutzlose Genick seines eigenen Bruders geschlagen. Sein eigenes Blut verschmiert Alecs Schnauze, tropft noch Frisch aus dem dichten Fell. Die Zeit, nach seinen Beweggründen zu fragen, muss ich mir nicht nehmen, habe ich doch nur mein ganzes Leben lang darauf gewartet, dass Alec sein wahres Ich zeigt.
Ich schaffe es, ihn am Boden festzunageln. Und sei es nur für wenige Sekunden. Denn Alec ist größer und weitaus kräftiger als ich. Blindlings beiße ich zu, Zähne schlagen klappernd aufeinander, verfehlen ihr Ziel zwar oft genug, bohren sich aber jedes andere Mal in das dichte Fell meines Bruders. Jedes schmerzerfüllte Winseln, das ich Alec dadurch entlocken kann, ist pure Genugtuung und zumindest der Ansatz einer Rache für Blake, den ich nicht hatte retten könne.
Aber ich weiß, dass ich nicht mehr lange werde durchhalten können. Alec wehrt sich heftig. Sein viel größerer Kiefer schnappt erbarmungslos zu. Ausgerissenes Fell wirbelt durch die Luft, verklebt von dem Blut einer Familie. Ich muss heftig einstecken, jaule mindestens genauso häufig auf, wie mein Bruder.
Dann schafft er es, mich von sich zu stoßen. Mit nur einem einzigen Kraftakt dreht er den Spieß um. Schwungvoll drückt er mich gegen den festen Holzboden. Knochen brechen lautstark. Meine eigenen Rippen.
Ich will mich wehren, obwohl mein Geist sich schon längst ergeben hat. Purer Wahnsinn erleuchtet Alec’s grüne Augen. Das einzige Merkmal, das wir uns alle drei teilen. Aber nicht so. So habe ich diese Augen noch nie gesehen. Ich winde mich wild auf dem Boden, muss aber feststellen, dass meine Bewegungsfreiheit durch diverse Knochenbrüche und Reißwunden stark eingeschränkt ist. Mir fehlt das Training, das Alec sein ganzes Leben lang so angepriesen hat.
Ich kann seinem Blick nicht länger standhalten, will ihm entgehen, um mit wenigstens einem Funken Würde zu sterben. Plötzlich weiß ich, dass Blake recht hatte. Seine Sorge um unsere Eltern war gerechtfertigt. Sie waren tot, wahrscheinlich unter der Hand dieser elenden Blutsauger gestorben und jetzt nahm Alec an sich, worauf er schon sein Leben lang gewartet hat. Ich kann verstehen, wieso er mich loswerden muss. Niemals hätte ich diesem Monster die Position des Alphas überlassen. Aber als seine Reißzähne sich tief in mein Genick bohren und der Schmerz zu groß ist, um überhaupt noch von meinem Körper wahrgenommen zu werden, weil Adrenalin als Massenwahre durch meine Blutbahnen schießt, hallt nur noch eine Frage in meinem Kopf wider:
Wieso musste auch Blake sterben?


"But there's shit that I've done
with this fuck of a gun
You would cry out your eyes all along"
(Mama - My Chemical Romance)