Meine RS Charas

Tony Mitch



Tony Mitch





Name: Tony Mitch Delaney
Alter: 24
Geburtstag: 21. September
Sternzeichen: Waage
Größe: 1,83
Haarfarbe: Braun
Augenfarbe: Braun


"The city is at war
Playtime for the young and rich
ignore me if you see me 'cause I just don't give a shit
The city is at war
Bless the young and rich
with designer drugs and designer friends"





Officer Gibbs war für gerade mal fünf Minuten auf der Couch eigenickt, als sein Arbeitstelefon um punkt 4:32 aus der Gürteltasche seiner Uniform geschellt hatte. Er hatte nach einer erstaunlich ereignislosen Nachtschicht vorzeitig Feierabend gemacht und es dann doch nicht gewagt, sich zu seiner Frau ins Bett zu legen. Sie mochte es nicht, wenn er den Geruch seines Feierabendwhiskeys mit ins Schlafzimmer trug. Deshalb war er wach geblieben, hatte die Wiederholung des abendlichen Krimis eingeschaltet und sich so tief in die Handlung verwickelt, dass ihm die Augen erst kurz vor Enthüllung des Mörders zugefallen waren. Und dann hatte er das Ende doch verpasst.

Darüber grübelte er auch dann noch, als ihn sein Kollege furchtbar aufgelöst auf der Wache begrüßte. Der Gute war noch ganz neu im Geschäft. Tiefe Ringe unter seinen Augen bewiesen, dass er in seiner Naivität noch jeden Fall mit nach Hause nahm. Es war nur eine Frage der Zeit bis ihn die korrupte Gleichgültigkeit überkam.

„Wir haben ihn bei einer Razzia festgenommen“ Erklärte der junge Polizist den Tatbestand, nachdem er erste Details bereits am Telefon preisgegeben hatte. „Er war in eine Schlägerei verwickelt und trug Kokain und Marihuana bei sich. Nicht genug, um ihm den tatsächlichen Vertrieb der Drogen unterzustellen. Es scheint sich wohl nur um Eigenverbrauch zu handeln. Er ist leicht verletzt, hat laut Zeugenaussagen aber selbst Niemanden angerührt. Er hat jegliche Aussage verweigert und nach Ihnen verlangt“

Die Beiden Polizisten blieben vor dem Verhörraum stehen. Beinahe verlegen richtete sich der junge Beamte den Kragen, während Officer Gibbs sich durch das ergraute Haar fuhr, den jungen Mann skeptisch beobachtete, von dessen Rechtfertigung für den nächtlichen Weckruf kaum überzeugt. Dabei war er offiziell noch bis 6 Uhr im Dienst. Dafür brauchte er dem jungen Mann nicht auch noch das Leben schwer zu machen. Wie, um seinen trägen Gedankengang abzuschließen, nickte er seinem Begleiter zu, presste den Körper bereits gegen die schwere Tür. Ein Zeichen der Dankbarkeit, ein Zeichen des Verständnisses, ein Zeichen, dass es okay war. Officer Gibbs kannte den wahren Übeltäter seiner ruinierten Nacht, würde ihn die müde Wut vielleicht nicht mehr heute Nacht spüren lassen. Aber beim nächsten Mal. Ganz sicher beim nächsten Mal.

Jetzt saß der Junge da, die Hände in Handschellen hinter seinem Rücken gesichert, den Blick gesenkt. Die Handschellen klirrten, als er sich plötzlich aufrichtete, den Officer mit einem Kopfnicken dazu aufforderte, sich zu setzen. Ein verschmitztes Grinsen umspielte die Lippen des Jungen, als man sich seinem stummen Wunsch beugte.

Der Stuhl knarrte leise unter dem Gewicht des Officers. Er musterte den Jungen stumm, während er die Hände auf dem Tisch faltete. Blut verschmierte seine leicht angeschwollene Oberlippe. Das Veilchen um sein rechtes Auge verdeckte die Ringe, die von permanenter Schlaflosigkeit zeugten. Aber die geröteten Augen und geweiteten Pupillen ließen den Officer ganz ähnliche Schlüsse ziehen.

„Möchtest du Anzeige erstatten?“ fragte Officer Gibbs plötzlich überraschend behutsam, väterlich besorgt, trotzdem monoton routiniert. Als käme ihm diese Situation nur allzu bekannt vor.

„Ich will ne Zigarette“ der Junge spuckte ihm die Antwort nahezu vor die Füße, vermied plötzlich Augenkontakt.

„Hier drinnen ist Rauchverbot. In der ganzen Wache eigentlich. Das solltest du mittlerweile wissen“ Officer Gibbs blieb weiterhin ruhig. Die Müdigkeit hatte ihn fest im Griff. Er würde sich nicht provozieren lassen. Nicht heute.  „Tony…ich frage dich jetzt nochmal“ fuhr er fort, bevor der Junge noch etwas erwidern konnte. „Möchtest du eine Anzeige erstatten?“

Er hatte den Blick noch immer abgewandt. Der Stolz bröckelte und dahinter glaubte Officer Gibbs so etwas wie Schuldbewusstsein entdecken zu können. Vielleicht irrte er sich. Er kannte den Jungen bereits zu lange, als dass er sich von diesen Trugbildern noch täuschen ließ. Als er ihn mit 15 zum ersten Mal festgenommen hatte. Da hatte er selbst noch geglaubt, dass sich das junge Schicksal retten ließ. Jetzt war Tony gerade 18 geworden. Das wusste Officer Gibbs so genau, weil auch seine Geburtstagsparty hier auf dem Revier geendet hatte.

„Ich weiß nicht, wer’s war. Die hatten alle schwarze Kapuzen an“ Die Lüge war so offensichtlich, dass der Officer beinahe laut gelacht hätte. Er hielt sich mit einem höflichen Räuspern zurück, gewann dadurch endlich wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit des Jungen zurück. Die verschenkte er nur selten.

„Du willst mir damit sagen, dass du gezielt überfallen wurdest?“ Officer Gibbs senkte den Blick und zog die Augenbrauen hoch.

„Nein, verdammt…Ich will nach Hause“ Er schnaubte leise, schob das Kinn leicht nach vorne, demonstrierte die Sturheit eines kleinen Kindes. Er war müde, quengelig sogar. Die Aufputschmittel verloren ihre Wirkung nach kühler Herbstluft und unter gedämpftem Neonlicht.

Der Stuhl, auf dem Officer Gibbs saß, knarrte wieder, als er sich sehr langsam zurücklehnte, den Blick dabei nicht von Tony abwendend. „Ich sehe schon…ohne deinen Anwalt sagst du nichts“ Der schneidende Sarkasmus ließ den Jungen wie so oft unberührt.

„Tony…“ Die Art, wie Officer Gibbs seinen Namen aussprach, ließ ihn plötzlich hellhörig werden. Erneut rasselten die Handschellen, als er sich aufrichtete. „…wo ist dein Vater gerade?“

Sofort ließ er sich zurück gegen die harte Stuhllehne fallen, zuckte gleichzeitig mit den seinem Alter entsprechend noch schmächtigen Schultern. Officer Gibbs, der keine andere Antwort erwartet hatte, nickte sehr langsam. „Vielleicht sollten wir das herausfinden“

Mit einem Rums landeten Tonys Fäuste auf der hölzernen Tischplatte. „Nein“ Da war sie wieder. Die sture Entschlossenheit des kleinen Jungen, den Officer viel zu früh hatte kennenlernen dürfen. Zu früh, um unvoreingenommen zu bleiben. Dabei hatte seine Hand schon demonstrativ nach dem Handy gegriffen. Ohne den tatsächlichen Willen, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Aber der Schreckmoment hatte ausgereicht, hatte Tony wieder in die Gegenwart katapultiert, ihn mit der Schwere und Wucht der Situation direkt ins Gesicht geschlagen.

„Was dann?“ Officer Gibbs erhob sich mit einem Ruck, der den Stuhl umriss und den Tisch zum Vibrieren ließ. Eine ungewollte Kunstpause, die noch lange im kleinen Zimmer nachhallte. „Sag mir, was ich dann tun soll? Ich kann dich nicht gehen lassen. Nicht noch einmal. Nicht, wenn du mir nicht sagst, was passiert ist. Du hast dich nicht geprügelt. Du wurdest verprügelt. Was ist also passiert? Wen hast du verarscht? Wen hast du nicht rechtzeitig bezahlt? Wer ist hinter dir her?“ Officer Gibbs rieb sich die Nasenwurzel, musste seinen Atem regulieren, sich zurücknehmen, den Jungen nicht an den Schultern zu packen und wachzurütteln. „Ich kann dich nicht einfach so gehen lassen. Nicht schon wieder. Was soll ich also tun? Dich einsperren, dich anzeigen? Was willst du von mir?“

„Ich…will…nach…Hause“ Jede Pause zwischen den einzelnen Wörtern ließ das nächste seltsam bedrohlich erscheinen. Den Blick hob er dabei nicht, doch die zu Fäusten geballten Hände zitterten vor ungelebter Wut.

„Das hättest du dir vorher überlegen müssen“ Officer Gibbs hatte die Stimme wieder gesenkt, trug nun den Beigeschmack bitterer Enttäuschung.

„Was?“ Tony hatte den Kampf längst nicht aufgegeben, fauchte die Worte mit leicht gefletschten Zähnen, erwiderte zum ersten Mal den Blick des Officers mit stolzer Standhaftigkeit. „Du musst mich gehen lassen. Du hast gar keine andere Wahl. Und weißt du, weshalb?“ Er trug das Kinn hoch erhoben, die Unterlippe leicht nach vorn geschoben, betrachtete nur kurz die eigenen Fingernägel. „Weil du nicht der Cop sein willst, der William Delaneys Sohn in den Knast bringt“

Sehr langsam und in der Dauer etwas überzogen schüttelte Officer Gibbs den schweren Kopf, verengte die Augen kaum. „Ich wäre vorsichtig, was diese Annahme angeht“ Im Kontrast zu der eigenen Warnung, fischte er den Schlüssel zu den Handschellen aus der hinteren Hosentasche und machte ein schwerwiegendes Ritual daraus, den Jungen von seinen Fesseln zu befreien, gab ihm nur den düsteren Blick zum besseren Verständnis mit, als er ihn wortlos aus dem Verhörraum begleitete, die Blicke der Kollegen wie gewohnt ignorierend, weil er den so süffisant triumphierenden Jungen schon wieder einfach so gehen ließ.






Here's how it goes
It's about who you know
If you got money you get in for free
Get on your knees if you wanna reach the top
The party never stops (never stops!)
Don't stop now (don't stop now!)


Dumpf vibrierte der Bass unter ihren Füßen, übte pochenden Druck auf den kaum mehr spürbaren, flatternden Herzschlag aus. Hätte es in diesem Augenblick aufgehört zu schlagen, hätte Tony es nicht wahrgenommen, wäre der plötzlichen Stille einfach so erlegen. Längst überfällig, dass es mit seinem Körper so langsam zu Ende ging. War der Rausch purer Energie, der ihn seit zwei Tagen ununterbrochen wach hielt, doch nur das Ergebnis einer chemischen Reaktion, die sich fremdartig in seinem Blut abspielte.

Darüber dachte er nicht nach, als sich seine Hände tief in den blonden Locken des Jungen zu seinen Füßen vergruben. Hart presste er den Rücken gegen die Wand, bäumte sich leicht aus, als der junge Mann sein bezahltes Talent mit Zunge und Zähnen bewies. Sein Atem wurde schneller, das Herz vermochte aus der Brust zu springen. Ganz leicht wurde ihm plötzlich um den Kopf, den er sanft zurücklehnte. Hinter seinen Augenlidern flimmerte es, den Anflug von Übelkeit schluckte er herunter. Manchmal verstanden sich nicht alle Chemikalien gleich miteinander. Manchmal mussten sie sich aneinander gewöhnen. Und manchmal mussten sie seinen Körper auf schnellstem Wege wieder verlassen.Lange, fremde Finger spielten plötzlich mit den Haaren in seinem Nacken, bekamen eine ganze Hand voll zu fassen und zogen seinen Kopf grob zurück. Ein leises Keuchen war die Antwort. Jemand nutzte die Chance seiner leicht geöffneten Lippen, versiegelte sie mit den eigenen, zwangen ihn zur Kooperation. Heftig atmend unterlag er der Dominanz der Schwarzhaarigen, deren Zunge nicht weniger erprobt war, während er brutal an den blonden Locken zog, sein Tempo unnachgiebig erhöhte. Das Stöhnen ging gänzlich zwischen den beiden aufeinandergepressten Lippenpaaren unter. Sie schmeckte nach Zigarettenrauch, Alkohol und Erdbeerlipgloss.

Langsam glitten ihre Hände über seinen Nacken zu seinen Schultern, von dort ab seine Brust entlang, hinterließen eine Spur von purem Verlangen. Dann ein plötzlicher Stich. Der Geschmack von Blut. Neckend hatte sie ihm in die Unterlippe gebissen, ihn plötzlich aus der Trance geholt. Er öffnete die Augen, blickte direkt in das Gesicht des Mädchens mit den stark geschminkten Augen. Sie grinste, presste den Zeigefinger auf seine Lippen, aus denen sich ebenfalls ein Schmunzeln formte und ließ ein schwarzes Seidentuch vor seinem Gesicht baumeln.

Er nickte langsam, ließ den jungen zu seinen Füßen ruckartig los und befahl ihn mit einem sanften Tritt, sich ebenfalls zu erheben, obwohl er noch längst nicht fertig gewesen war. Dabei hätte Tony viel länger nicht mehr warten können.

Willenlos ließ er sich die Augen von dem Mädchen verbinden, ließ sich dann von den Beiden in sein eigenes Schlafzimmer führen. Die Nacht gehörte ihnen. Und sie gehörten ihm. Er konnte es kaum erwarten.




I wake up right about the mid-afternoon,
With the sun in the sky but night's coming soon,
And I walk to the mirror just to fix myself,
Yeah life gets harder when you love nothing else,
So I pick my pills from the counter drawer,
Pick my self-esteem up off the fucking floor,
I guess I'm a man of no recourse,
As I crack another bottle, got no remorse,
And I'll say a little prayer for the child in me,
I swear I used to be what I truly believe,
That I'm not just a man with these broken dreams,
That even I could go to heaven,
If I part the seas


Auf dem Balkon vermischte sich der graue Rauch seine Zigarette mit dem weißen Nebel, den sein warmer Atem in der kühlen Winterluft erzeugte. Gänsehaut zog sich über seine nackten Arme, aber er nahm die Kälte nicht war. Sein Blick streifte über den Vorgarten des Anwesens. Von hier oben verhüllte Nebel den schwarzen BMW in der Auffahrt. Büsche und Gras waren blass vom morgendlichen Frost. Der graue Himmel sah nach kommendem Regen aus. Aber dafür war es eigentlich zu kalt.

Achtlos zerdrückte er den noch glühenden Zigarettenstummel im Blumentopf einer längst verdorrten Pflanze. Die Balkontür ließ sich nur schwer öffnen, war längst wieder vereist. Sein Wohnzimmer war warm und er rieb sich kurz die Arme, spülte den Zigarettengeschmack mit einem Schluck Whiskey direkt aus der Flasche nach und schaltete mit einem Knopfdruck den Fernseher an. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich etwas im Bett regte. Er schenkte den beiden Überbleibseln der letzten Nacht keine weitere Bedeutung.

Die schnellen Bilder, die sich auf dem Fernseher abspielten, ließen ihn plötzlich wieder ermüden. Zitternd kämpfte er gegen den Drang, die flatternden Augenlider zuschließen, fischte dann eine angefangene Packung weißen Pulvers aus der Tasche einer schmutzigen Jeans, die achtlos über einer Stuhllehne hing. Alle Konzentration lag plötzlich auf der gerade Linie, die er aus dem Pulver formte. Der vertraute Jingle morgendlicher Nachrichten drang trotzdem zu ihm durch. Ein paar Tote hier, ein paar Drogen da. Eine Schlägerei, ein Mord und Alkoholleichen. Das übliche.

Das Pulver brannte kurz in seiner Nase, bevor der unmittelbare Rausch einsetzte. Sein Blickfeld verschärfte sich, die Stimme der Nachrichtensprecherin schien plötzlich überdreht. Aber ihre Worte hörte er klar und deutlich.

„…einige wurden schwer verletzt. Dabei ist der 49 jährige Officer Jack Gibbs ums Leben gekommen. Bei dem Versuch, den vermeintlichen Kopf der Bande zu stellen und nach etlichen Jahren der Verfolgung endlich festzunehmen, habe man ihn mit drei Schüssen getroffen. Er sei bereits tot gewesen, als man ihn einige Stunden später in der alten Lagerhalle fand."

Ganz still war es plötzlich um Tonys eben noch rasende Gedanken geworden. Was sich eben bei aller Liebe nicht hatte sortieren lassen, bündelte sich plötzlich zu dem unverkennbaren Drang, einfach fort zu müssen. Er steckte sich eine weitere Zigarette an, balancierte sie zwischen seinen Lippen, während er sich Hose und Jacke griff, den Worten der Sprecherin jedoch nicht entkommen konnte.

„Officer Gibbs war bekannt für seine langjährigen Dienste bei der Polizei. Im Laufe seiner Karriere hatte er eine Vielzahl von Mordfällen gelöst und die Verantwortlichen festnehmen können. Zuletzt hatte er sogar das Amt des Polizeisprechers übernommen. Weitere Beförderungen standen längst zur Debatte. Unsere Stadt hat einen Helden verloren…“

Aus der Innentasche seiner Jacke fischte Tony zwei Ampullen und zwei Bündel Geldscheine, schmiss sie den beiden Männern in seinem Bett achtlos auf die Brust und verließ sein Schlafzimmer dann, ohne den Fernseher auszuschalten, die Tür laut hinter sich zuknallend.